Entscheiden unter Unsicherheit – mögliche Strategien

Klar, wenn alles klar ist, haben wir die Wahl. Aber in den meisten Fällen ist eben nicht alles klar und dann müssen wir entscheiden. Fast jede unternehmerische Entscheidung trifft man unter Unsicherheit. Natürlich sammeln wir alle Informationen, die gerade verfügbar sind – das ist ein wichtiger Punkt. Doch irgendwann kommt der Moment, an dem wir uns entscheiden müssen, auch wenn nicht alle Infos auf dem Tisch liegen.

 

Siehe 

Für solche Situationen gibt es ein paar Faustregeln, die zumindest für eine halbwegs sichere Vorgehensweise sorgen können:

  • Bauchgefühl und Intuition
  • Das Überdruckventil
  • Agieren wie ein Business Angel
  • Wandern im Nebel

 

Das ist eine kleine Aufzählung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Über das Bauchgefühl können Sie im letzten Artikel und detaillierter hier nachlesen:

Wir werden oft nicht daran vorbeikommen, uns auf unser Bauchgefühl zu verlassen. Wichtig aber ist, dass wir dieses Bauchgefühl nicht als fixe Wahrheit, sondern als Arbeitshypothese interpretieren. Und diese Hypothese ist laufend zu überprüfen und zu hinterfragen.

 

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch das folgende Prinzip:

 

Wir bauen ein Überdruckventil in unsere Entscheidung ein!

 

In der chemischen Industrie werden Überdruckventile häufig eingesetzt. Gerät eine chemische Reaktion außer Kontrolle, kann das fatale, manchmal sogar tödliche Folgen haben. Wenn bei einer chemischen Reaktion der Druck im Reaktionskessel zu groß wird, können diese Ventile das Schlimmste verhindern: Sie lassen Druck ab und leiten gefährliche Stoffe sicher ab.

 

Dieses Prinzip findet in vielen anderen Bereichen ebenfalls Anwendung. Für die Situation einer Entscheidung unter Unsicherheit bedeutet das Folgendes:

 

Überlegen Sie vorab, was der schlimmste Schaden wäre, falls es schiefgeht. Legen Sie fest, wann oder unter welchen Bedingungen Sie die Entscheidung revidieren oder korrigieren wollen. Und noch wichtiger: Finden Sie eine „goldene Brücke“ zurück, also einen Ausweg, mit dem Sie den Schaden begrenzen können.

 

Agieren wie ein Business Angel   

Wer kennt sie nicht, die Business Angels aus Formaten wie Die Höhle der Löwen oder 2 Minuten, 2 Millionen? Sie investieren in Menschen und Projekte, an die sie glauben, und wirken dabei oft grenzenlos optimistisch. Hinter den Kulissen sieht das Ganze aber etwas anders aus. Spricht man mit ihnen „off the record“ – in der Politik würde man das ein „Hintergrundgespräch“ nennen – dann erzählen sie einem Folgendes:

 

  • Ein Drittel ihrer Investitionen scheitert sofort oder zumindest schnell nach dem Start. Diese Investitionen sind unwiederbringlich verloren.
  • Ein Drittel dümpelt vor sich hin: Zu viel, um aufzugeben, aber zu wenig, um wirklich erfolgreich zu sein. Das sind dann im internen Sprachgebrauch der Business Angels die „Zombies“.
  • Ein Drittel läuft gut und bringt moderate Gewinne.

Damit sich die ganze Rechnung für die Business Angels aber ausgeht, muss ein Projekt dabei sein, das durch die Decke geht. Es braucht von 10 Projekten also zumindest eines, das viel besser als die ursprünglichen Erwartungen funktioniert. Alle berühmten Business Angels haben daher mindestens 20 Projekte, oft sogar deutlich mehr, gleichzeitig laufen. Ihr Trick: Sie gehen bewusst das Risiko ein, dass viele Entscheidungen „falsch“ sein werden. Aber keine davon darf sie finanziell ruinieren.

 

 

Für den Unternehmer-Alltag bedeutet das: Keine Entscheidung darf so gravierend sein, dass sie Sie bei einem Fehlschlag in den Ruin treibt. 

Wandern im Nebel – Schritt für Schritt voran

 

Stellen Sie sich vor, Sie sind in den Bergen unterwegs. Das Gelände ist anspruchsvoll. Sie müssen sich schon bei gutem Wetter konzentrieren, damit Sie nicht von Weg abkommen und Ihre Schritte richtig setzen, um nicht zu stolpern oder abzurutschen. Plötzlich zieht Nebel auf und Sie schaffen es nicht mehr rechtzeitig, sich aus der Nebelzone zu begeben. Stehenbleiben ist keine Alternative. Schließlich wissen Sie nicht, wie lange der Nebel da sein wird und das rettende Ziel ist auch nur mehr eine Stunde entfernt.

 

Also werden Sie Ihren Weg fortsetzen. Im besten Fall haben Sie ein GPS-Navigationsgerät bei sich. Aber selbst in diesem Optimalfall werden Sie nicht einfach darauf loslaufen. Sie werden jeden Schritt bedächtig setzen, werden danach trachten, die angezeigten Wegmarkierung tatsächlich zu finden. Sie „arbeiten“ sich Schritt für Schritt voran. Sie beobachten die Umgebung mit allen Sinnen, denn sehen können Sie kaum. Sie suchen nach Orientierungsmerkmalen und sind auch bereit, gegebenenfalls einen Schritt zurückzugehen. So sammeln Sie neue Informationen und beziehen diese in die Planung der nächsten Schritte ein. Wenn Sie sich so vorarbeiten, sind Sie wahrscheinlich langsamer unterwegs, als Sie ursprünglich geplant haben, aber Sie reduzieren das Risiko einer Katastrophe.

 

 

Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, mit unangenehmen Entscheidungssituationen umzugehen. Daran schließt meine Frage der Robustheit an Sie an:


Eine Frage der Robustheit

 

 

Mit welcher Strategie arbeiten Sie? Lassen Sie es mich wissen! Welchen Zugang können Sie ausprobieren? Reflektieren Sie einmal die eine oder andere Entscheidungssituation aus der Vergangenheit. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Was war das Ergebnis? Was konnten Sie daraus lernen?