Was wir von den Geheimdiensten lernen können

Fake News, alternative Wahrheiten, Deepfake-Videos … Es wird uns immer schwerer gemacht, ernsthafte und seriöse Nachrichten von manipulierten Nachrichten zu unterscheiden.

 

Wir brauchen aber gar nicht so weit in die Welt der Nachrichten hinausschweifen. Schon im täglichen Umgang mit anderen Menschen tun wir uns oft schwer, Wahrheit von Lüge oder Seriöses von Unseriösem zu unterscheiden.

 

Versuchen Sie sich einmal an ein oder zwei Situationen zu erinnern, in denen Sie im Nachhinein festgestellt haben, dass Sie angelogen wurden oder dass eine Situation wesentlich positiver dargestellt wurde, als sie es tatsächlich war. Ich bin mir sicher, dass Ihnen dazu sehr schnell Beispiele einfallen werden.

Typischerweise gibt es in unserem Alltag zwei Situationen, bei denen praktisch immer „geflunkert“, wenn nicht sogar gelogen wird. Das sind der Flirt an der Bar und das Bewerbungsgespräch. Solange dabei nicht Grenzen überschritten werden, ist das durchaus legitim, ist es doch einfach der Ausdruck unseres Grundbedürfnisses nach Anerkennung und Selbstwerterhalt.

 

Es gibt aber genügend andere Situationen - vor allem im geschäftlichen Leben -, in denen uns Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten oder Mitbewerber – aus welchen Gründen auch immer – Fakten vorenthalten, ein wenig „eingefärbt“ übermitteln oder uns auf eine falsche Fährte setzen. Manchmal geschieht das, weil es die Übermittler der Nachricht schlicht und ergreifend nicht besser wissen und sich keine Blöße geben wollen, manchmal wird es gezielt eingesetzt und oft gibt es ganz andere Gründe, die wir nicht kennen.

Wie aber sollen wir das in einer alltäglichen Situation, ohne Hilfsmittel und im „normalen“ Umgang mit anderen Menschen erkennen? Schließlich wollen wir ja nicht wie die Kriminalpolizei im Verhör wirken.

 

Gute Hinweise mit solchen Themen liefern uns dafür immer wieder die sagenumwobenen Geheimdienste (siehe auch mein Artikel zum Prinzip des 10. Mannes). Dieses Mal habe ich ein Beispiel aus den USA. Die dortigen Geheimdienste verfügen zweifelsohne über jede Menge wirkungsvoller Möglichkeiten, von Gefangenen Informationen zu erhalten, die diese eigentlich nicht preisgeben wollen. Beliebte Instrumente sind da zum Beispiel die Folter und der Einsatz von Lügendetektoren. Jedoch gibt es da ein großes ABER. Folter ist – abgesehen davon, dass sie verwerflich und überhaupt verboten ist – unpopulär. Von den Lügendetektoren weiß man, dass sie unzuverlässig sind. Darüber hinaus ist der Einsatz eines Lügendetektors aufwendig. Und wer von uns hat schon immer seinen Lügendetektor im Laptopkoffer dabei?

 

Die Geheimdienste haben daher Neurowissenschaftler darauf angesetzt, Forschungen darüber anzustellen, wie ich in einem „normalen“ Gespräch erkenne, ob ich angelogen werde oder ob mir Informationen vorenthalten werden. Eine Erkenntnis, die die Neurowissenschaftler bei zahlreichen Versuchen gewonnen haben, ist folgende:

 

Menschen, die kein Interesse haben, Informationen preiszugeben oder Angst davor haben, beim Lügen erwischt zu werden, geben weniger Details zu ihrem Wissen preis. Sie erzählen vergleichsweise wesentlich weniger als Menschen, die die Wahrheit erzählen oder bereit sind, ihr Wissen zu teilen.

 

Dafür gibt es eine ganz simple Erklärung: Eine Person, die etwas zu verbergen hat, weiß natürlich, dass sie sich möglicherweise in Widersprüche verwickeln wird, wenn sie zu viel erzählt. Daher vermeiden es Menschen, die etwas zu verbergen haben, zu viel über Details zu sprechen. Dann gibt es noch jene Menschen, die uns vorgaukeln, über eine Erfahrung zu verfügen, etwas Bestimmtes zu können oder über ein bestimmtes Wissen zu verfügen. Sie sind gar nicht in der Lage, Details zu erzählen. Das sind dann jene Menschen, bei denen wir das Gefühl haben, dass sie immer in Allgemeinplätzen sprechen oder immer schöne Sprüche auf Lager haben, dabei aber nie wirklich konkret werden.

 

Wie Sie diese Erkenntnisse in Ihrem Alltag einsetzen können, zum Beispiel bei Bewerbungsgesprächen oder bei der Suche nach geeigneten Geschäftspartnern oder auch passenden Kunden, beschreibe ich Ihnen in einem der nächsten Artikel. 


Eine Frage der Robustheit

Überlegen Sie einmal zwei bis drei Situationen in Ihrem Leben, in denen Sie „hinter das Licht“ geführt wurden, angelogen wurden oder sich Ihr Gegenüber wesentlich besser dargestellt hat, als es tatsächlich der Fall war.

 

Gibt es im Nachhinein irgendetwas, das Ihnen hätte auffallen können oder das schon ein Hinweis darauf hätte sein können? Was haben Sie daraus gelernt?