Freiheit ist ein großes Wort. „Ich will frei sein.“ Das sagen viele, die den Sprung ins Unternehmertum wagen: frei von Vorgaben, frei in der Zeit, frei in der Umsetzung von Ideen, finanziell frei. Und dann kommt die Realität – Entscheidungen, Risiken, das Ziehen klarer Grenzen, die Möglichkeit zu scheitern, Widerstände innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Genau hier entscheidet sich, ob Freiheit nur ein Wunsch bleibt oder gelebte Haltung wird.
Freiheit beginnt für mich damit, die Dinge zu tun, die man als gut, hilfreich oder richtig erkannt hat. Solange wir nicht der Freiheit beraubt und irgendwo angekettet sind, haben wir
grundsätzlich die Möglichkeit, nach unserem inneren Kompass zu handeln. Aber diese Freiheit ist nicht kostenlos. Wir müssen bereit sein, den Preis zu zahlen – oft ist es ein emotionaler Preis.
Sind wir dazu nicht bereit, sind wir nicht wirklich frei.
Freiheit beginnt mit dem Gefühl, Wahlmöglichkeiten zu haben.
Wir können entscheiden.
Doch sobald wir glauben, in einer Situation gefangen zu sein, verengt sich unser innerer Spielraum. Dann verschwindet das Gefühl von Freiheit – wir sind blockiert.
Ein Ausweg kann sein, sich innerlich von bestimmten Dingen zu
verabschieden.
Die Samurai machten es vor: Vor gefährlichen Missionen verfassten sie ein Abschiedsgedicht, ein sogenanntes Jisei. Dieser Moment der Selbstreflexion half ihnen, sich innerlich vom Leben zu
lösen – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern um frei zu handeln. Ohne Angst, klar, präsent und geistig beweglich.
Im Geschäftsleben geht es nicht um Leben und Tod, aber es kann um viel gehen: ein gescheitertes Projekt, ein verlorener Großkunde oder sogar das Unternehmen selbst. Wenn wir das Scheitern mitdenken, Alternativen einplanen und bewusst loslassen können, bleiben wir handlungsfähig.
Ich selbst habe diesen Fehler gemacht: In meinem eigenen Konkurs hielt ich zu lange an meinem Unternehmen fest. Der Mut, einen klaren Schnitt zu machen, fehlte mir. Zwei Jahre früher wäre ein Neuanfang möglich gewesen, stattdessen habe ich durch mein Festhalten den Schaden für alle Beteiligten maximiert.
Loslassen – ohne Gleichgültigkeit
Wie also gelingt es loszulassen, ohne gleichgültig zu werden? Hier sind ein paar Strategien – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn wie man so schön sagt: Viele Wege führen nach Rom.
1. Denken in Szenarien und Alternativen
Wer sich innerlich auf verschiedene Möglichkeiten vorbereitet, bleibt beweglich.
Das nimmt Druck von der einen vermeintlich „richtigen“ Lösung und schafft Klarheit, Fokus und letztlich innere Freiheit.
2. Abschied von der Ideallösung
Das Leben besteht nicht aus Ideallösungen.
Fragen Sie sich: Was wäre meine zweit- oder drittbeste Lösung? Welche Option kann ich gerade noch mittragen?
Diese Denkweise ist der erste Schritt zum echten Loslassen – ohne Zynismus oder Resignation.
3. Der Weg ist wichtiger als das Ziel
Nicht nur asiatische Philosophien, auch die Positive
Psychologie zeigt:
Erfolgreich sind oft nicht jene, die stur ihre Ziele verfolgen, sondern die, die Freude am Weg haben. Kleine Schritte, Zwischenziele und das Feiern des Erreichten, Freude am Prozess und
gelegentlich auch einmal das Ziel anpassen oder eine Abzweigung nehmen: Das schafft langfristige Motivation und Robustheit.
4. Meditation
Meditieren ist kein Allheilmittel und nicht jedermanns Sache, aber ein mächtiges Werkzeug. Sie hilft, sich selbst zu beobachten, ohne sofort zu bewerten. Menschen, die regelmäßig meditieren, berichten von mehr Ruhe, Klarheit und Lebensqualität.
Fazit
Loslassen heißt nicht aufgeben – es bedeutet, bei sich zu
bleiben, auch wenn das Außen wackelt.
Wie der Samurai, der nicht aus Gleichgültigkeit losgelassen hat, sondern aus innerer Stärke.
Eine Frage der Robustheit
Gibt es Bereiche, in denen Sie sich nicht frei fühlen? Könnte Ihnen einer der oben beschriebenen Zugänge helfen, sich einmal von einem Problem zu lösen? Oder könnten die beschriebenen Methoden Sie dazu anregen, nach einer für Sie passenden Möglichkeit zu suchen?
