Was Rollenspiele mit Ihrem Unternehmertum zu tun haben

Als spielende Kinder waren wir es gewohnt, unterschiedlichste Rollen  einzunehmen. Denken Sie nur an das „Räuber und Gendarm“-Spiel oder die vielen anderen Figuren, in die wir uns als Kinder gerne verwandelt haben. Einmal waren wir der Lehrer, im nächsten Augenblick der Schüler, wir wechselten gekonnt zwischen Mutter, Vater, Kind und vielen weiteren Rollen hin und her. Das alles geschah ohne jede Mühe. Heute, als erwachsene Unternehmer, tun wir im Grunde nichts anderes. In einem ewig wechselnden Reigen schlüpfen wir in die verschiedensten Rollen  und Persönlichkeiten, nur leider mit sehr viel mehr Anstrengung als im kindlich leichten Spiel.

 

Wahrscheinlich haben Sie schon über die verschiedenen Rollen im Unternehmen gehört oder gelesen. Aber Hand auf’s Herz: Sind Sie sich immer bewusst, welche Rolle Sie gerade in Ihrem Unternehmen einnehmen und welche Rolle Sie einnehmen sollten, um Ihr Unternehmen erfolgreich weiterentwickeln zu können?

 

Über diese Rollen spreche ich:

 

Sachbearbeiter:in

 

Sachbearbeiter sind die Personen im Unternehmen, die dafür sorgen, dass das Geschäft am Laufen bleibt. Sie erledigen, was zu erledigen ist. Immer und jederzeit. Erledigen Unternehmer:innen Fachaufgaben selbst, dann machen sie das auf höchstem Niveau. Dann sind sie der oder die beste Sachbearbeiter:in im Unternehmen. Wenn sie aus ihrer Rolle der besten Sachbearbeiter:in nicht herauskommen, dann treffen sie alle Entscheidungen selbst und kontrollieren die Umsetzung selbst. Ihre Mitarbeiter:innen dürfen ihnen zuarbeiten und wenn ihre Mitarbeiter:innen einmal etwas selbständig zu erledigen haben, dann löst das bei den besten Sachbearbeiter:innen ein ungutes Gefühl aus. Am Telefon sind sie immer erreichbar, auch im Urlaub, denn ohne sie läuft oft gar nichts rund.

 

Manager:in

 

Manager:innen erledigen die Fachaufgaben zumeist nicht mehr selbst. Sie teilen Arbeit und Mitarbeiter ein und kontrollieren die Arbeitsergebnisse. Wenn Not am Mann oder an der Frau ist, packen sie mit an. Ansonsten treffen sie jene Entscheidungen, die die Sachbearbeiter nicht mehr treffen können. Ihre Aufgabe ist es, Abläufe so zu organisieren, dass sie ohne große Reibungsverluste ablaufen, Fehlerquellen zu finden und Probleme zu lösen, Kosteneinsparungspotenziale zu identifizieren, Mitarbeiter so auszubilden, dass sie ihre Aufgaben selbstständig erledigen können, und vieles mehr. In dieser Rolle geht es darum, dass die Aufgaben richtig erledigt werden.

Gehen die Manager:innen auf Urlaub, dann fehlen sie während der ersten beiden Wochen nicht wirklich. Danach beginnt ihre Abwesenheit aufzufallen, und es treten die ersten Unsicherheiten und Reibungsverluste auf.

 

Unternehmer:in

 

Unternehmer:innen leben gedanklich in der Zukunft  und beschäftigen sich zum Beispiel mit den folgenden Fragen: „Wie sehen meine Kunden der Zukunft aus? Was werden sie benötigen und wie kann ich sie unterstützen? Womit wird mein Unternehmen in Zukunft Geld verdienen? Welche Strukturen braucht es dafür, welche Mitarbeiter, welche Fähigkeiten, welches Wissen , welche Finanzierungs- und Kostenstruktur?“ Sie verbringen ihre Zeit nicht hauptsächlich auf der Baustelle oder in der Werkstatt, machen sich aber ein Bild darüber, was dort vor sich geht. In der Unternehmer:innen-Rolle treffen sie die großen Entscheidungen und lassen sich über deren Umsetzung berichten. Zur Entscheidungsfindung haben sie im Vorfeld Auswertungen und Statistiken analysiert und mit ihren Führungskräften besprochen. In dieser Rolle geht es darum, dass die richtigen Aufgaben erledigt werden.

Sie können beruhigt einen Monat auf Urlaub gehen und davon ausgehen, dass sie ablaufmäßig niemandem fehlen. Vielleicht vermissen ihre Mitarbeiter das aufmunternde Gespräch am Mittagstisch, aber ansonsten werden sie nicht gebraucht, um das TÄGLICHE Geschäft am Laufen zu halten.

 

Eigentümer:in

 

Alles hat ein Ende, auch die Rolle  als Unternehmer:in. Auch die passioniertesten Unternehmer:innen wollen in aller Regel nicht mit den Füßen voraus aus ihrem Unternehmen getragen werden. Haben sie bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich aus ihrer aktiven Rolle im Unternehmen zurückziehen möchten, das Unternehmen noch nicht verkauft oder übertragen, dann bietet sich die Eigentümer:innen-Rolle an . Eigentümer:innen treffen dann selbst kaum mehr Entscheidungen. Vielmehr unterstützen sie das Management und leiten es beim Treffen von Entscheidungen an. Sie beschränken sich auf das Pflegen und Ernten! Mit dem Management besprechen sie das „Weltgeschehen“ und was es für ihr Unternehmen bedeutet. Dabei leiten sie das Management an, das Beste daraus zu machen.

 

Ansonsten stören sie bestenfalls, wenn sie sich einmischen oder zu oft physisch anwesend sind. Loslassen ist hier die Devise! Da sie in ihrer aktiven Zeit die geeigneten Strukturen geschaffen und die richtigen Leute an die Schalthebel des Unternehmens gesetzt haben, funktioniert das auch perfekt.

 

Sie sehen schon, lediglich in der Unternehmer:innen-Rolle arbeiten Sie wirklich AM und nicht IM Unternehmen. Je kleiner Ihr Unternehmen ist, umso mehr werden Sie auch in den anderen Rollen aktiv sein müssen und umso weniger Zeit und Energie werden Sie haben, Ihre eigentliche Unternehmer:innen-Rolle wahrzunehmen. Dann werden Sie zwischen den Rollen wechseln müssen, wenn Sie nicht auf Dauer die oder der beste Sachbearbeiter im Unternehmen bleiben wollen und das Unternehmen aktiv weiterentwickeln wollen. Ein erster Schritt dazu ist es, dass Sie Ihre Rollen erkennen und sich jederzeit darüber im Klaren sind, welche Rollen Sie gerade einnehmen. Wie Sie mehr Zeit und Energie zum Wahrnehmen Ihrer eigentlichen unternehmerischen Rolle gewinnen können, darüber werde ich Ihnen immer wieder in kleineren Dosen Tipps geben.


Eine Frage der Robustheit

 

 

Listen Sie einmal Ihre Aufgaben, die Sie im Laufe eines Tages, einer Woche, eines Monats und eines Jahres erledigen, und notieren Sie dazu, welcher Rolle Sie diese Aufgaben zuordnen. Danach überlegen Sie bitte, ob Sie genügend Tätigkeiten ausführen, die der Unternehmer:innen-Rolle zugeordnet werden können.