Die Natur und die Effizienz

Ein robustes System ist ein System, das lange überlebt. Lange überleben ist ein Ziel, das wohl die meisten Unternehmer:innen verfolgen.

 

 

Nassim Taleb, ein Philosoph, Komplexitätsforscher und erfolgreicher Investor, rät Unternehmer:innen dazu, sich die Natur als Vorbild zu nehmen. Denn die Natur ist jenes System, das bislang am längsten überlebt hat.

 

 

Aus der Sicht eines Controllers ist die Natur alles andere als effizient. Überlegen Sie einmal, was ein Controller zu zwei Gehirnhälften, zwei Nieren, zwei Lungenflügel etc. sagen würde: „Verursacht nur Kosten, brauchen wir das wirklich, können wir das nicht outsourcen, können wir unsere Milz nicht zu einem Shared-Service-Center machen, …?“

 

 

Die Natur hat dafür gesorgt, dass wir in allen Bereichen Reserven haben. Manche unserer Organe sind doppelt vorhanden. Bei manchen ist es so, dass sie die Funktion eines anderen Organs zumindest für eine gewisse Zeit übernehmen können. Das macht uns so robust und überlebensfähig.

 

 

„Survival of the fittest“ heißt: Es überlebt diejenige Spezies, die sich am besten an neue Gegebenheiten anpassen kann. Dasselbe gilt für Unternehmen. Je schneller sich ein Unternehmen an neue Gegebenheiten anpassen kann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es überlebt. Das geht aber nicht, wenn wir uns und unsere Unternehmen auf den letzten Zacken hin optimiert haben. Das funktioniert nur in einer stabilen Umwelt. Ich frage Sie: Was ist heute noch stabil?

 

 

Hatte man in den letzten Wochen das Gefühl, dass wir langsam lernen, mit der Pandemie umzugehen, dann wird plötzlich ein Krieg vom Zaun gebrochen. Aber es muss ja gar kein Krieg sein. Es reicht ja schon, dass sich ein Schiff im Suez Kanal quer stellt und die weltweiten Versorgungsketten geraten aus den Fugen.

 

 

Damit schließt sich der Kreis zu den stillen Reserven. Die langfristig erfolgreichen, die robusten Unternehmen sind eben keine Effizienzkaiser. Es sind Unternehmen, die es schaffen, sich über die Jahre Reserven aufzubauen und diese auch hegen und pflegen.

 

Das ist kein Plädoyer dafür, Geld und Ressourcen zu verschwenden. Aber es ist ein Plädoyer dafür, dass Sie sich Zeit nehmen, sich Ihre Reserven bewusst zu machen, dass Sie sich auch gelegentlich eine Außensicht in Ihr Unternehmen holen und sich immer wieder mit neuen Themen beschäftigen.


Eine Frage der Robustheit

 

 

Überlegen Sie einmal, mit welchen außenstehenden Personen Sie über Ihr Unternehmen, über Ihr Vorhaben oder Ihre Projekte sprechen können.

Mit welchen Themen, die über Ihren geschäftlichen Alltag hinausgehen, könnten Sie sich beschäftigen?

Was könnte Sie ein wenig aus Ihrer Komfortzone herauslocken?