Ausmisten


Der Jahreswechsel naht und ist dann oft auch die Zeit, in der die Vorsätze für das nächste Jahr gefasst werden.

 

Bis es aber so weit ist, dominieren noch andere Themen. Für viele – beim letzten Jahreswechsel gefassten Pläne ist das Jahresende die Deadline, und wie wir wissen: Nichts motiviert so sehr wie eine Deadline. Deshalb hat man oft das Gefühl, dass Firmen und Menschen vor Weihnachten so agieren, als würde es keinen 1. Jänner geben. Ich kann beruhigen, das ist keine Anomalie, das hängt mit der Funktionsweise unseres Gehirns zusammen.

 

In ein paar Tagen ist dieser Spuk aber vorbei und wir können uns dem nächsten Jahr und den neuen Vorsätzen widmen. Die funktionieren dann wieder nicht oder eben erst Ende des Jahres, wenn die Deadline naht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir – mich eingeschlossen – da eine besonders flache Lernkurve haben.

 

Einer der Gründe, warum Vorsätze und die Pläne, etwas anders oder etwas Neues zu machen, nicht funktionieren, ist folgender Umstand: Wir packen das Neue oder das Andere auf alles, was wir ohnehin schon tun, obenauf und dann wundern wir uns, dass uns nach kurzer Zeit schon die Luft ausgeht.

 

Wir wissen, dass Neues Zeit braucht. Für eine neue Angewohnheit braucht es – abhängig davon, mit welchem Experten Sie sprechen – zwischen 60 und 80 Tage, bis sie zu einer Routine wird. Eine neue Aktivität im Unternehmen, eine neue Richtung, die Sie einschlagen wollen, dauert Wochen, ja oft Monate, bis Sie erstes Feedback bekommen, ob eine Maßnahme ihre gewünschte Wirkung erzielt oder nicht. Da wundert es nicht, dass uns dann am Weg die Luft ausgeht.

 

Wenn wir die Chance auf Umsetzung einer neuen Angewohnheit oder einer neuen Aktivität erhöhen wollen, dann misten wir aus, bevor wir etwas Neues beginnen. Ja, AUSMISTEN. Ausmisten ist eine der zentralen Aufgaben unternehmerischer Tätigkeit. Jedes Unternehmen sammelt im Laufe der Zeit Ballast an. Der Rucksack füllt sich unmerklich immer mehr. Irgendwann hat dann nichts Neues mehr Platz.

 

Unsere Umwelt, unsere Kunden aber auch notwendige Arbeitsweisen ändern sich laufend. Wenn wir also dieselben bleiben wollen, dann müssen wir uns laufend ändern, heißt es so schön. Das geht aber nur, wenn wir uns von Altem trennen.

 

Wie das geht? Ganz einfach, würde ich gerne sagen. Ist aber nicht ganz so einfach. Denn, wenn es einfach wäre …

 

Bevor Sie alle Tricks und Methoden anwenden, die Ihnen helfen sollen, etwas Neues in Angriff zu nehmen, geht es darum, dass Sie sich Raum für Ihre neuen Vorhaben schaffen. Je kleiner das Unternehmen ist, umso schwerer fällt das. Trotzdem: Bevor Sie anfangen, sich etwas Neues vorzunehmen, überlegen Sie sich, was Sie weglassen, was Sie ausmisten können. Ich gebe Ihnen ein paar Hinweise, wo Sie die Suche beginnen können:

  • Immer dann, wen ein hoher Abstimmungsaufwand notwendig ist, damit Dinge (vor allem auch bei eigentlichen Routineabläufen) gut laufen, ist das ein Hinweis auf eine unpassende Organisation.
  • Wahrscheinlich gibt es Kunden, deren Betreuung so aufwendig ist, dass sie eigentlich mehr kosten als sie bringen.
  • Es passieren immer wieder Fehler, deren Korrektur zeit- und kostenaufwendig ist.
  • Es gibt Abläufe, die vor einiger Zeit sinnvoll waren, es aber nicht mehr sind. Aber niemand hinterfragt sie, es wird einfach gemacht, weil es immer so gemacht wurde.
  • Sie ärgern sich über eine Tätigkeit, die Sie regelmäßig zu erledigen haben. Aber wer soll sie sonst erledigen? Vielleicht trauen Sie Ihren Mitarbeitern zu wenig zu oder leisten sich aus übertriebenem Spargedanken keinen externen Dienstleister.

 

Das sind nur einige Hinweise, die Sie auf die Spur bringen können, bevor Sie etwas Neues beginnen. Ich bin mir sicher, dass Sie noch andere Aufgaben, Themen oder scheinbare „Das muss ich selbst erledigen – Aufgaben“ finden werden, die Ihren Alltag belasten und Sie davon abhalten, AM Unternehmen zu arbeiten. In jedem Fall hilft es, wenn Sie eine bewusste Entscheidung treffen. Einfach loslassen funktioniert leider nicht, denn diese Gewohnheiten kleben an uns wie Kletten.


Eine Frage der Robustheit

 

 

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und überlegen Sie sich anhand der oben angeführten Themen, ob es etwas gibt, das Sie aktiv beenden oder ausmisten können. Die Liste ist bei weitem nicht vollständig. Ich bin mir sicher, dass Ihnen das eine oder andere dazu noch einfallen wird. Wichtig ist es, dass Sie dann eine bewusste Entscheidung treffen und aktiv damit aufhören und ausmisten.