Wir alle kennen es: Eine große Ankündigung sorgt für Aufregung, Erwartungen und viel Aufmerksamkeit. Und dann? Entweder scheitert das Vorhaben spektakulär oder es versandet still und leise.
„Angekündigte Revolutionen finden nicht statt.“
Woher das Zitat stammt, weiß niemand so genau, aber Soziolog:innen, Politikwissenschaftler:innen und viele andere bestätigen: Es steckt viel Wahres darin. Und wir? Wir erleben es ständig – in der Politik, in den Medien und in unseren eigenen Unternehmen.
Was wir ebenfalls kennen: Über die Jahre schleichen sich in unseren Unternehmen Gewohnheiten, Prozesse oder Maßnahmen ein, die uns eher behindern als voranbringen. Wir wissen das. Und trotzdem: Wir tun nichts. Zumindest so lange nicht, bis der Frust überhandnimmt und wir denken: „So kann es nicht weitergehen!“
Jetzt muss ein großer Umbruch her! Ein radikaler Neustart! Aber: Genau so funktioniert es leider meistens nicht. Denn …
... angekündigte Revolutionen finden nicht statt.
Der Plan wirkt plötzlich zu groß. Zu komplex. Zu riskant. Also lassen wir es lieber. Oder wir starten voller Energie und knicken beim ersten Gegenwind ein.
Der berühmte große Wurf, der unser Unternehmen (oder sogar unser Leben) für immer verändert? Den gibt es – jedoch äußerst selten. Und wenn, dann hören wir davon in Podcasts, Biografien oder Hochglanz-Dokus über die „Held:innen“ der Business-Welt.
Was wir nicht sehen: den Friedhof der stummen Zeugen. Das sind die Millionen, die das Gleiche wollten und auch das Gleiche unternahmen wie unsere Helden, aber bei denen es eben nicht funktioniert hat.
Also: Sollen wir deshalb gar nichts mehr verändern? Natürlich nicht. Aber wir brauchen einen anderen Weg.
Klein statt groß – Der nachhaltige Weg zur Veränderung
Es geht nicht um den großen Knall, sondern um konsequente kleine Schritte. Das klingt unspektakulär, ist aber oft der Schlüssel zu echter, nachhaltiger Veränderung. Und: Es ist wissenschaftlich gut belegt. Einige Beispiele:
- Small Wins (Karl E. Weick): Große Veränderungen überfordern, kleine Erfolge hingegen motivieren und erzeugen positive Dynamik.
- Lean Management & Kaizen: Statt riesiger Reorganisationsprojekte setzen diese Ansätze auf pragmatische, kontinuierliche Verbesserungen mit messbarem Nutzen.
- Implementation Intentions (Peter Gollwitzer): Wer sich konkrete „Wenn-dann“-Pläne macht, handelt eher, als wenn Ziele vage bleiben.
- Nudge-Theorie (Verhaltensökonomie): Menschen ändern ihr Verhalten eher durch gezielte kleine „Anstupser“ als durch starre Strategien oder Befehle.
- Agile Methoden wie Scrum oder OKR: Statt auf Großprojekte setzt man auf Sprints, Iterationen und regelmäßige Kurskorrekturen – Schritt für Schritt, aber mit System.
Und dann gibt’s da noch den Essentialismus, also Fokus auf das Wesentliche, sowie Erkenntnisse aus der positiven Psychologie. Alles gute Konzepte. Mit einem gemeinsamen Nenner:
Der kleine, konsequente Schritt.
Die große Herausforderung: Dranbleiben
All diese Methoden funktionieren – auf dem Papier. In der Praxis jedoch scheitert vieles an einem simplen, aber entscheidenden Punkt: Konsequenz.
Es geht darum, kleine Schritte wirklich zu gehen. Einen nach dem anderen. Immer wieder. Ohne aufzugeben. Bis das nächste Teilziel erreicht ist und wir uns dem folgenden zuwenden können.
Aber konsequent zu bleiben, braucht Energie. Aufmerksamkeit. Ausdauer. Und genau das geht uns im Alltag oft verloren.
Wie können wir also dranbleiben, ohne dass uns die Luft ausgeht oder wir gar ausbrennen? Wie schaffen wir es, unsere Energie richtig einzusetzen und unsere Ausdauer zu stärken?
Darum wird es in den nächsten Artikeln gehen.
Eine Frage der Robustheit
- Auf einer Skala von 0 bis 10 – wie hoch ist Ihre persönliche Konsequenz?
- In welchen Lebensbereichen fällt es Ihnen leicht, dranzubleiben?
- Und woran liegt es, dass es dort funktioniert?
- Können Sie dieses „Funktionieren“ auf andere Bereiche übertragen?
